Samstag, 19. Januar 2013


Gralssuche in Rennes-le-Château

Teil 2



Fast möchte es so scheinen, als sei es dem Abbé Saunière als einzigem Glückspilz beschieden gewesen, in Rennes-le-Château einen nennenswerten Schatz zu entdecken. Doch gar so frustrierend fällt die Bilanz denn doch nicht aus. Eingedenk der Tatsache, dass Schatzsucherei ein mehr diskretes Gewerbe ist und dass Funde öfter verheimlicht als laut hinaus posaunt werden, lassen bekannt gewordenen Funde den Schluß zu, dass die Gegend um Rennes-le-Château für Schatzsucher immer noch ein vielversprechendes Ziel bleibt. Denn in die Bilanz gehören eine beachtliche Anzahl weiterer Entdeckungen, wie:


Der Schatz von La Soulane


und

Das Grab des unbekannten großen Römers in Rennes-les-Bains

(die in gesonderten Artikel beschrieben werden)

Der Goldschatz von Le Bézu


Im Dezember 1860 machte sich Mr Rougé, Eigentümer des Gehöfts „Les Tipliérs“, bei Le Bézu, auf den Weg in Richtung Bugarach. Er wollte seine Ziegen versorgen. Auf halbem Wege fiel erweckte ein glänzender, schwarzer Klumpen seine Neugierde. Bei der eigenartigen  Masse schien es sich jedenfalls um Bitumen zu handeln.. Der relativ kleine Teerklumpen war jedoch so schwer, dass ihn der Bauer nur mit grosser Anstrengung aufheben konnte. Als Mr Rougé mit einem Messer an diesem Klumpen herumkratzte, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Aus Bitumen bestand lediglich eine etwa 1 cm dicke Schicht, welche einen Goldklumpen umhüllte. Gebildet aus zusammengebackenen alten Goldmünzen. Auf dem schnellsten Wege brachte der gute Mann seinen Fund in Sicherheit, ehe er sich wieder um seine Tiere kümmerte. Einige Zeit später suchte er, in Begleitung des damaligen Curé von St.-Just-et-le-Bézu, einen Goldschmied in Perpignan auf, bei dem er einen Teil des Goldes zu Geld machte. An dem glücklich erlangten Wohlstand liess der gute Mann grosszügig verschiedene Nachbarn im Ort, aber auch im benachbarten Granes teilhaben. Er selber investierte in einen grösseren Hof mit 300 Tieren. Rätselhaft blieb die Herkunft des Goldes. Vielleicht eine Hinterlassenschaft der Falschmünzer vom Bézu...? – die immerhin runde 50 kg gediegenes Gold auf die Waage brachte.[1] Kaum eine Veröffentlichung über Rennes-le-Château mochte bisher auf jenen kleinen Schlenker verzichten, denn kaum ein Autor liess den Goldschatz von Le Bézu unerwähnt. Scheint sich doch auf diese Weise eine mögliche Verwicklung des Templerordens in die Geheimnisse und Rätsel um Abbé Saunière andeuten zu lassen. Einmal abgesehen davon, dass hierbei eine reine Vermutung angestellt wird, die sich auf überhaupt keinen Hinweis darauf stützen kann, dass die Templer dafür bekannt gewesen wären, Gold in Teer einzugiessen oder dergleichen, beruhen die üblichen Darstellungen des Vorfalls auf einem Irrtum. Für gewöhnlich wird behauptet, das Teer hätte einen Klumpen Gold umschlossen, der aus halb eingeschmolzenen sarazenischen Münzen bestand. Und das ist unrichtig. Wahrscheinlich unterlief Gérard de Sède bei seinen Recherchen zu seinem „Verfluchten Gold...“ ein Irrtum, der sich von da an immer weiter verbreitete weil sich alle späteren Veröffentlichungen letztlich auf diese eine Quelle stützten. Schönes Beispiel übrigens, unter vielen anderen, für die Schwächen an denen die etablierten Versionen der Saga kranken.
Offenbar bezog sich de Sède, als er über die Fund-Episode  schrieb auf eine Arbeit des Abbé Mazière, die eigentliche Quelle in der Angelegenheit.[2] Der Abbé wählte zugegebenermassen eine etwas unglückliche Formulierung, als er notierte: „...d’un amalgam de pièces d’or atteignant les 50 kg.“ , womit er sagen wollte, dass die Münzen eine zusammengebackene Masse bildeten. Und von sarazenischen Münzen ist in der Arbeit zudem keine Rede, sondern vielmehr von spanischen Münzen, bei denen es sich wohl um Nachprägungen damals in Umlauf befindlichern Geldes, während der sarazenischen Okkupation handelte. Vergleichbar den nachgeprägten Münzen der Könige von Mallorca, in Perpignan, im 11. bis 13. Jh.
Abbé Mazière galt übrigens als ausgezeichneter Münzkenner und –sammler! In seiner eigenen Kollektion befanden sich einige sehr schöne Stücke eben solcher Münzen, wie sie bei Le Bézu gefunden worden waren. Woher wird der Abbé sie wohl gehabt gaben...? Erscheint es nicht mehr, als nur nahe liegend, dass die Münzen in seiner Sammlung von niemand anderem her stammten, als von dem Bauern aus Le Bézu, der ja nachweislich „seinen“ Abbé ins Vertrauen gezogen hatte?
Die Angelegenheit wirft, meiner Meinung nach, ein überaus bezeichnendes Licht auf die Verhältnisse in der Zeit, als dieser Schatz entdeckt worden ist. Es scheint durchaus üblich gewesen zu sein, dass der glückliche Finder eines Schatzes den örtlichen Curé ins Vertrauen zog. Von wem auch sonst hätte er sich denn auch über den Wert seines Fundes beraten lassen sollen – und wollen? Das gilt erst Recht, wenn es sich um Fundstücke handelte, die nicht aus einem Edelmetall bestanden. Abbé Delmas hatte seine Schäfchen in Rennes-les-Bains schon um 1700 dazu aufgerufen, ihre massenhaften Münz- und anderen –funde an den örtlichen Pfarrer abzuliefern, statt alles an Altmetallhändler zu verkaufen, oder fort zu werfen.

[1] 1340 wurde ein gewisser Wilhelm Catalini, zusammen mit drei Komplizen aus Reddas wegen Falschmünzerei zu der überraschend milden Strafe von vier Jahren Kerker verurteilt. Überraschend allerdings nur, wenn man nicht weis, dass Mr Catallini ein Neffe, des Bäckers Jaques Fournier, aus Saverdun, in der Grafschaft Foix gewesen ist – Papst Benedikt XII. Sein Nachfolger in Avignon, Clemenz VI, sorgte dann auch noch dafür, dass die vier Missetäter ihre Strafe nicht einmal verbüssen mussten.
[2] Ábbé Maurice René Mazière, « La venue et le séjour des Templiers en Roussillion a la fin du XIIeme siècle et au début du XIVeme siècle dans la vallé du Bézu (Aude) », in « Mémoires de la société des arts et siences de Carcassonne »

Amphoren am Col de Bazel


Gar nicht weit entfernt von Cassaignes, auf dem Col de Bazel, einem Berg, der dem Pech Cardou vorgelagert ist, befindet sich eine Stelle voller römischer Amphoren. Dort scheint sich während der gallorömischen Epoche, ein Warenlager befunden zu haben. Die Fundstelle ist noch nicht erschöpft. Solche „Amphorenlager“ sind in der Gegend keine Seltenheit. Praktisch im gesamten Tal, welches die Sals durchfliesst, finden sich die Überreste von antiken Töpfereien und von Lagerplätzen in einer aufallend grossen Konzentration. Archäologen, Amateurforscher und Schatzsucher registrierten  Amphorenhaufen bei Rennes-les-Bains, bei Sougraigne und ebenso im oberen Salstal, nahe der Salsquelle. Das hat seinen besonderen Grund. Und hängt eng mit der Salzgewinnung zusammen, die von jeher ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Region gewesen ist. Die Römer nutzten das Sals zur Konservierung von Fleisch, Fisch, Gemüse – und in einem grossen Umfang zur Konservierung von Austern, wie ganze Berge von uralten Muschelschalen bezeugen., die sich oft in der unmittelbaren Nähe von Keramikhaufen finden lassen.[1] So erklärt sich nebenher ein kryptischer Hinweis von Abbé Henri Boudet.[2] Einem Mann, der als eine Schlüsselfigur innerhalb der Geheimnisse um Rennes-le-Château gesehen wird. Zu dem Platz, am Col de Bazel gelangt man am besten auf dem schmalen Weg von Montferrand aus, der nahe am Zugang zu der legendären Goldmine des Kapitän Boyer vorbeiführt.



[1] Nicht zu verwechseln, mit einer Anmerkung von Boudets Amtsvorgänger in Rennes-les-Bains, dem Abbé Delmas, welcher feststellte, dass der Boden in der alten Römer-Therme mit Austernschalen bedeckt sei
[2] Henri Boudet,„La Vraie  Langue Celtique et le Cromleck de Rennes-les-Bains“, 1886 – S. 132 pp, im Kapitel « …Die Kjoekken – Moeddings von Dänemark »

Münzschatz von Cassaignes

In Cassaignes, gegenüber dem Château Blanchefort, entdeckte man 1980, bei der Suche mit einem Detektor, einen Hort, der aus 300 Goldmünzen bestand. Der glückliche Schatzfinder deklarierte seinen Fund ordnungsgemäss und löste damit intensive Untersuchungen durch die Gendarmerie im Bereich der Fundstelle aus, welche jedoch zu keinen weiteren Ergebnissen führten. Sicherlich rechneten die Flics nicht wirklich damit, möglicherweise Hinweise zu entdecken, die ihnen bei der Aufklärung eines Mordes dienlich sein könnten, der sich vor ungefähr 150 Jahren in Coustaussa ereinete. Dem rätselhaften Mord an Abbé Gélis, einem Amtsbruder und Freund von Béranger Saunière.

Daemonas Double


Offenbar ist der Kopf am Pfarrhaus von Rennes-les-Bains nicht der einzige Fund dieser Art gewesen. Denn nur sehr selten ist die Rede von der „Bergung“ einer weiteren Skulptur. Nicht lange, nachdem Boudet den Kopf Daemonas von seinem alten Standort entfernt hatte, entdeckten drei britische Geologen, im Jahr 1899, bei „Pla de la Côte“ ein eventuell noch weitaus bedeutenderes Stück. Eine Skulptur, mit Inschrift, die von den Briten umgehend in deren Heimat gebracht wurde. Dort soll sie angeblich einem Museum übergeben worden sein. Heute lässt sich leider nicht mehr ermitteln, wer die drei Geologen gewesen sind und eben so wenig über den tatsächlichen Verbleib ihres Fundes. Es existieren nicht einmal Zeichnungen und nicht der geringste Hinweis auf den Text der Inschrift.



Die Isis von Arqes


Infolge einer aussergewöhnlichen Hitzewelle, im Sommer des Jahres 1940, litt die Ortschaft Arques unter Wassermangel. Fieberhaft suchte man nach Möglichkeiten, um die Menschen mit dem lebensnotwendigen Wasser zu versorgen. Man erinnerte sich schliesslich an ältere Berichte, über ein in der Nähe befindliches, schier unerschöpfliches Wasserreservoir, in den Bergen. Dort existierte irgendwo eine Felsspalte, die den Zugang zu einem unterirdischen See gewährte. Ein riskantes Unternehmen, wie sich bald herausstellte. Denn der Zugang war eingestürzt und die Räumung gestaltete sich sehr schwierig. Den örtlichen Feuerwehrmännern kam ein Turnverein, bestehend aus jungen Männern, aus Quiza, Esperaza und Limoux zu Hilfe, die Tag und Nacht mit Spitzhacke und Schaufel arbeiteten, bis der Zugang endlich wieder begehbar war und die Feuerwehrleute ihre starken Pumpen einsetzen konnten.
Dann endlich, strömte das ersehnte Nass nach Arques.
Sicherheitshalber stiegen einige der jungen Männer in den folgenden Tagen nochmals hinauf, zu dem Schacht, um den Zustand der Wasserversorgung zu kontrollieren. Dabei stellten sie fest, dass dicht bei der Wasserentnahmestelle, einen frischen Geländeeinbruch fest, in dem alte Grabstellen zum Vorschein kamen. Neugierig untersuchten die jungen Leute diese Gräber, in denen sie zahlreiche Gegenstände fanden. Neben irdenen Schalen, Bronzeobjekten und vereinzelten Münzen, erweckten mehrere kleine Statuen am meisten ihr Interesse. Die jungen Männer sammelten alle auffälligen Fundstücke ein und nahmen sie mit. Nicht ein einziges Stück davon ist heute noch auffindbar.

Ein gewisses Aufsehen erregten wohl damals lediglich die seltsamen Statuen, von denen es heisst, dass sie anderen solchen Figuren geähnelt haben sollen, wie sie auch in ägyptischen Gräbern gefunden worden seien. Einer Darstellung der Göttin Sechmeth. Das meint jedenfalls der französische Forscher André Douzet, der sich mit dieser Fundgeschichte beschäftigte. Dabei bleibt allerdings die Frage offen, wie er zu dem Schluss kam, dass die Statuetten von Arques entsprechenden Darastellungen der ägyptischen Sechmeth ähnlich sahen – wenn er niemals eine Figur oder sonst einen Gegenstand aus dem Gesamtfund von Arques zu sehen bekam. Und sollte er vor Jahren noch das Glück gehabt haben, mit einem alten Einwohner von Arques über jene Episode zu sprechen, so dürfte man sicherlich stark daran zweifeln, dass dieser Zeuge sich noch genau genug an das Aussehen solch einer Statuette erinnerte. Unter den einfachen Landleuten wird überdies kaum einer in der Lage gewesen sein, Vergleiche mit ägyptischen Figuren herzustellen.
A. Douzet zufolge, soll es sich um keltisch-ligurische Gräber gehandelt haben, die damals zum Vorschein kamen.
http://www.dailymotion.com/video/xftuxh_katharerhoehle-coumo-loungo-bei-arques_sport

Der Schatz von Esperaza


Zu Beginn des Jahres 1898 machte ein gewisser Mr Paul Liau, den bisher wohl spektakulärsten Fund, in der Umgebung von Rennes-le-Château. Auf einem Feld, hinter dem kleinen Bahnhof von Esperaza entdeckte er eine grosse Menge Gold- und Silbermünzen, aus der Zeit Louis XIII und Louis XV. Frédéric Droulers scheut sich nicht, diesen Fund mit dem berühmten Pariser Schatzfund in der Rue Mouffetard, in den fünfziger Jahren zu vergleichen. Doch weder er noch irgend ein anderer Experte fand bisher eine Erklärung dafür, woher dieser reiche Münzschatz stammen könnte. Die Ortsgeschichte verzeichnet kein Ereignis, dem der Schatz zugeordnet werden könnte. Keine volkstümliche Überlieferung bewahrt die Erinnerung an einen verborgenen Schatz in Esperaza. Andererseits könnten Schatzsagen, die man sich über Rennes-le-Château erzählt, ursprünglich jenen Schatz gemeint haben, der bei Esperaza verborgen lag.
Wahrscheinlich ein Emigrantenschatz, der in grosser Eile von seinem Besitzer einfach in der Erde vergraben worden ist. Nichts Ungewöhnliches in jener Zeit, als den nach Spanien fliehenden „Feinden des Volkes“ an allen Wegen revolutionäre Häscher und noch mehr Banditen auflauerten.

Der Münzschatz von Pébrières


Nicht zu vergessen, der „Schatz von Pébrières“ – ein weiterer reicher Münzschatz, der im Gemeindegebiet von Rennes-les-Bains zu verzeichnen war und der über einen Antiquitätenhändler in Carcassonne zu Geld gemacht worden ist.

Und immer wieder Gelegenheitsfunde


Was bereits über die überdurchschnittlich hohen Vorkommen von römischen Münzen und anderen Funden in Rennes-les-Bains gesagt wurde, kann für die gesamte Gegend, rings um Rennes-le-Château, ganz allgemein Gültigkeit haben. Besonders an den alten Verbindungswegen stehen die Chancen auf Funde immer noch vergleichsweise gut. Bekannt dafür ist beispielsweise der Saint-Louis-Pass, als ehemaliger Verkehrsknotenpunkt. Bei Saint-Louis-et-Parahou wurden bereits die verschiedensten Funde gemacht. Römische, arabische und spanische Münzen werden nach wie vor zufällig und natürlich auch bei der Suche mit dem Detektor gefunden.

Mitte der 70er Jahre wurde die Entdeckung eines kleinen Schatzes, bestehend aus einer nicht genauer bezifferten Menge schlecht erhaltener römischer Goldmünzen, in dem kleinen hameau Soubirous, nahe bei Rennes-le-Château, bekannt. Beinahe zeitgleich, mit einem anderen Schatzfund, bei Bézu. Dort meldete sich eines Tages bei der damaligen Bürgermeisterin, Mme Bourrel, ein gewisser Mr Francois Pibouleau, der beim Umbau eines alten Hauses, eine der Mauern abgerissen hatte. Zwischen Steinen und Schutt entdeckte er ein Gefäss voller Goldmünzen. Offenbar von früheren Bewohnern, in Notzeiten im Mauerwerk versteckt.

Gold in der Couleurs-Schlucht


Nicht in einer der weiter vorn beschriebenen Höhlen, doch zu ihren Füssen, am Grunde der Couleurschlucht, die sich an der Südflanke von Rennes-le-Château tief in das Plateau eingräbt, ist ebenfalls ein Schatzfund gemacht worden. Er bestand wiederum aus Gold, welches wohl noch eingeschmolzen werden sollte. Die Fundstelle, direkt im Bachlauf, bei den Überresten einer alten Mühle, verdient auf jeden Fall wegen dieses Fundes Aufmerksamkeit. Denn an einer bestimmten Stelle, dort, wo das Wasser in seinem Lauf eine Schwelle zu überwinden hat, verbirgt sich am Grund des Flüsschens eine Öffnung, durch die man nach hinten, unter die besagte Schwelle, durch einen Gang in eine Grotte gelangt. Der gesamte Hohlraum steht für gewöhnlich voll Wasser. Ein englisches Team pumpte die kleine Anlage in den 80er Jahren leer, nachdem der Couleursbach im Sommer umgeleitet worden war. Die Briten untersuchten den Gang und die Grotte, ohne dass sie nennenswerte Funde gemacht hätten. Meinten jedoch, dass der Hohlraum möglicherweise von Menschenhand geschaffen worden sein könnte.

Hier kommt einem natürlich die alte Sage vom Grab im Busento in den Sinn, in dem Alarich I, der bekannteste König der Wisigoten, kurz nach der Plünderung Roms, zusammen mit einem gewaltigen Schatz, bestattet worden sein soll. Der Gedanke drängt sich ja auch geradezu deshalb auf, weil Alarichs Wisigoten nach dessen Tode auf beinahe schon direktem Wege hierher, nach Aquitanien, in die damalige römische Provinz Septimanien, gelangten – und wie es der „Zufall“ so will – schon bald darauf, oben auf dem Berg, eine ihrer mächtigsten Festungen bauten – das alte Rhedae, an welches heute nur noch der Name von Rennes-le-Château erinnert, und ein paar wenige Partien, in den Mauern des uralten Schlosses im Ort, wie z.B. der immer noch eindrucksvolle Saal.
Wäre es also möglich, dass die alte Sage vom Grab im Busento in ihrem Kern vielleicht eine Erinnerung an einen Bestattungsbrauch bewahren könnte, den die Wisigoten bei bestimmten Gelegenheiten übten?

Die Goldmine des Capitain Boyer


Der Kapitän soll hier eine der verschollenen Goldminen aus der gallorömischen Epoche wiedergefunden und ausgebeutet haben, bis er auf mysteriöse Weise ums Leben kam. Alle seine, die Mine betreffenden Unterlagen und Aufzeichnungen verschwanden in dunklen Kanälen. So ist es nicht einmal sicher, ob es sich bei der Mine, die heute seinen Namen trägt, überhaupt um dieselbe Grube handelt, die von Boyer ausgebeutet wurde. Wir haben daran jedenfalls erhebliche Zweifel. Ganz einfach vor allen Dingen deshalb, weil es sich bei der Mine, nördlich gegenüber von Montferrand, ganz offensichtlich nicht um eine ehemalige Goldmine handelt. Hier ist Eisen abgebaut worden. Doch die Goldmine des Kapitän Boyer muss sich in der näheren Umgebung jener Eisengrube befunden haben. Dann wäre natürlich der Gedanke naheliegend, dass Boyers Mine, dieselbe Anlage sein könnte, welche der Bergbauingenieur César d’Arcons in seinem Bericht als die Mine von Albedunum erwähnt. Aus dem Bericht, in dem der Ingenieur jene Mine beschreibt, lässt sich leider nicht entnehmen, wo genau sich diese Mine befindet. Wegen ihres Namens – Albedunum = Weisser Berg – favorisieren Forscher von jeher eigentlich nur zwei Orte in, auf die der Name passen würde: Das mächtige Felsmassiv, auf dem heute nur noch ein paar klägliche Überreste von der ehemaligen Burg Le Bézu zeugen, oder de auffallende weisse Felssporn, auf dem einst das Château Blanchefort  thronte – ungefähr gegenüber der angeblichen Boyer-Mine.

Sollten Albedunum- und Boyer-Mine tatsächlich identisch sein, dann spräche das durchaus dafür, dass sich der Name Albedunum von dem Blanchefortfelsen herleitete. Und noch etwas anderes spricht ebenfalls dafür: Die örtliche Überlieferung will sicher wissen, dass früher einmal eine reiche Goldmine dicht beim Château Blanchefort existierte. Vermutlich erst in jüngerer Zeit scheint eine Variante der alten Sage aufgekommen zu sein, in der die Wisigoten einen Teil ihrer unermesslichen Beute  in der Blanchefort-Mine deponiert haben sollen, als sie in das Land kamen. Später hätten die Templer das alte gotische Schatzdepot entdeckt und das Gotengold als den Ertrag einer Goldgrube deklariert. Zu dem Zweck wären extra fremde Bergleute aus Deutschland nach Le Bézu geholt worden usw.[1] Offenbar ist die echte, alte Sage auf diese Weise mit dem allgemein verbreiteten Abenteuerroman über den Millionen-Pfarrer von Rennes-le-Château kompatibel gemacht worden.
Tatsächlich existieren mehrere alte Minen nahe bei Blanchefort. Einige führen direkt in den Burgfelsen, weshalb sie seit langem bekannt sind. Doch da es sich bei keinem dieser Stollen um eine ehemalige Goldmine handelte, wurde nach derselben seit Jahrzehnten weitergesucht. Nicht mehr, als eine handvoll Sucher wussten in der Vergangenheit von einer weiteren, sehr versteckten Mine, am Fusse des Pic du Pointu, einer markanten Felsnadel, die sich zwischen Blanchefortfelsen und dem Rocco Negro über die Baumwipfel reckt. Allerdings ist auch das keine Goldmine gewesen. Hier ist Kupfer abgebaut worden.
Erst kürzlich, zu Beginn des Jahres 2009, verdichteten sich Hinweise darauf, dass bei Blanchefort tatsächlich eine sehr alte Goldmine in Betrieb gewesen ist.



[1] Diese Vorgänge sind gründlich untersucht und die wahrscheinlichen Hintergründe und Zusammenhänge dargestellt worden, in dem Buch von U. Vits, „Der Muezzin von Rennes-le-Château“, Ancient Mail Verlag, 2006

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