Gralssuche in Rennes-le-Château
Teil 2
Fast
möchte es so scheinen, als sei es dem Abbé Saunière als einzigem Glückspilz beschieden
gewesen, in Rennes-le-Château einen nennenswerten Schatz zu entdecken. Doch gar
so frustrierend fällt die Bilanz denn doch nicht aus. Eingedenk der Tatsache,
dass Schatzsucherei ein mehr diskretes Gewerbe ist und dass Funde öfter
verheimlicht als laut hinaus posaunt werden, lassen bekannt gewordenen Funde
den Schluß zu, dass die Gegend um Rennes-le-Château für Schatzsucher immer noch
ein vielversprechendes Ziel bleibt. Denn in die Bilanz gehören eine beachtliche
Anzahl weiterer Entdeckungen, wie:
Der Schatz von La Soulane
und
Das Grab des unbekannten großen Römers in Rennes-les-Bains
(die
in gesonderten Artikel beschrieben werden)
Der Goldschatz von Le Bézu
Im
Dezember 1860 machte sich Mr Rougé, Eigentümer des Gehöfts „Les Tipliérs“, bei
Le Bézu, auf den Weg in Richtung Bugarach. Er wollte seine Ziegen versorgen.
Auf halbem Wege fiel erweckte ein glänzender, schwarzer Klumpen seine
Neugierde. Bei der eigenartigen Masse schien es sich jedenfalls um
Bitumen zu handeln.. Der relativ kleine Teerklumpen war jedoch so schwer, dass
ihn der Bauer nur mit grosser Anstrengung aufheben konnte. Als Mr Rougé mit
einem Messer an diesem Klumpen herumkratzte, glaubte er seinen Augen nicht zu
trauen. Aus Bitumen bestand lediglich eine etwa 1 cm dicke Schicht, welche
einen Goldklumpen umhüllte. Gebildet aus zusammengebackenen alten Goldmünzen.
Auf dem schnellsten Wege brachte der gute Mann seinen Fund in Sicherheit, ehe
er sich wieder um seine Tiere kümmerte. Einige Zeit später suchte er, in
Begleitung des damaligen Curé von St.-Just-et-le-Bézu, einen Goldschmied in
Perpignan auf, bei dem er einen Teil des Goldes zu Geld machte. An dem glücklich
erlangten Wohlstand liess der gute Mann grosszügig verschiedene Nachbarn im
Ort, aber auch im benachbarten Granes teilhaben. Er selber investierte in einen
grösseren Hof mit 300 Tieren. Rätselhaft blieb die Herkunft des Goldes.
Vielleicht eine Hinterlassenschaft der Falschmünzer vom Bézu...? – die immerhin
runde 50 kg gediegenes Gold auf die Waage brachte.[1] Kaum
eine Veröffentlichung über Rennes-le-Château mochte bisher auf jenen kleinen
Schlenker verzichten, denn kaum ein Autor liess den Goldschatz von Le Bézu
unerwähnt. Scheint sich doch auf diese Weise eine mögliche Verwicklung des
Templerordens in die Geheimnisse und Rätsel um Abbé Saunière andeuten zu
lassen. Einmal abgesehen davon, dass hierbei eine reine Vermutung angestellt
wird, die sich auf überhaupt keinen Hinweis darauf stützen kann, dass die
Templer dafür bekannt gewesen wären, Gold in Teer einzugiessen oder
dergleichen, beruhen die üblichen Darstellungen des Vorfalls auf einem Irrtum.
Für gewöhnlich wird behauptet, das Teer hätte einen Klumpen Gold umschlossen,
der aus halb eingeschmolzenen sarazenischen Münzen bestand. Und das ist
unrichtig. Wahrscheinlich unterlief Gérard de Sède bei seinen Recherchen zu
seinem „Verfluchten Gold...“ ein Irrtum, der sich von da an immer weiter
verbreitete weil sich alle späteren Veröffentlichungen letztlich auf diese eine
Quelle stützten. Schönes Beispiel übrigens, unter vielen anderen, für die
Schwächen an denen die etablierten Versionen der Saga kranken.
Offenbar
bezog sich de Sède, als er über die Fund-Episode schrieb auf eine
Arbeit des Abbé Mazière, die eigentliche Quelle in der Angelegenheit.[2] Der
Abbé wählte zugegebenermassen eine etwas unglückliche Formulierung, als er
notierte: „...d’un amalgam de pièces d’or atteignant les 50 kg.“ , womit er
sagen wollte, dass die Münzen eine zusammengebackene Masse bildeten. Und von
sarazenischen Münzen ist in der Arbeit zudem keine Rede, sondern vielmehr von
spanischen Münzen, bei denen es sich wohl um Nachprägungen damals in Umlauf
befindlichern Geldes, während der sarazenischen Okkupation handelte.
Vergleichbar den nachgeprägten Münzen der Könige von Mallorca, in Perpignan, im
11. bis 13. Jh.
Abbé
Mazière galt übrigens als ausgezeichneter Münzkenner und –sammler! In seiner
eigenen Kollektion befanden sich einige sehr schöne Stücke eben solcher Münzen,
wie sie bei Le Bézu gefunden worden waren. Woher wird der Abbé sie wohl gehabt
gaben...? Erscheint es nicht mehr, als nur nahe liegend, dass die Münzen in
seiner Sammlung von niemand anderem her stammten, als von dem Bauern aus Le
Bézu, der ja nachweislich „seinen“ Abbé ins Vertrauen gezogen hatte?
Die
Angelegenheit wirft, meiner Meinung nach, ein überaus bezeichnendes Licht auf
die Verhältnisse in der Zeit, als dieser Schatz entdeckt worden ist. Es scheint
durchaus üblich gewesen zu sein, dass der glückliche Finder eines Schatzes den
örtlichen Curé ins Vertrauen zog. Von wem auch sonst hätte er sich denn auch
über den Wert seines Fundes beraten lassen sollen – und wollen? Das gilt erst
Recht, wenn es sich um Fundstücke handelte, die nicht aus einem Edelmetall
bestanden. Abbé Delmas hatte seine Schäfchen in Rennes-les-Bains schon um 1700
dazu aufgerufen, ihre massenhaften Münz- und anderen –funde an den örtlichen
Pfarrer abzuliefern, statt alles an Altmetallhändler zu verkaufen, oder fort zu
werfen.
[1] 1340 wurde ein gewisser Wilhelm Catalini, zusammen mit drei Komplizen aus Reddas wegen Falschmünzerei zu der überraschend milden Strafe von vier Jahren Kerker verurteilt. Überraschend allerdings nur, wenn man nicht weis, dass Mr Catallini ein Neffe, des Bäckers Jaques Fournier, aus Saverdun, in der Grafschaft Foix gewesen ist – Papst Benedikt XII. Sein Nachfolger in Avignon, Clemenz VI, sorgte dann auch noch dafür, dass die vier Missetäter ihre Strafe nicht einmal verbüssen mussten.
[1] 1340 wurde ein gewisser Wilhelm Catalini, zusammen mit drei Komplizen aus Reddas wegen Falschmünzerei zu der überraschend milden Strafe von vier Jahren Kerker verurteilt. Überraschend allerdings nur, wenn man nicht weis, dass Mr Catallini ein Neffe, des Bäckers Jaques Fournier, aus Saverdun, in der Grafschaft Foix gewesen ist – Papst Benedikt XII. Sein Nachfolger in Avignon, Clemenz VI, sorgte dann auch noch dafür, dass die vier Missetäter ihre Strafe nicht einmal verbüssen mussten.
[2] Ábbé
Maurice René Mazière, « La venue et le séjour des Templiers en Roussillion
a la fin du XIIeme siècle et au début du XIVeme siècle dans la vallé du Bézu
(Aude) », in « Mémoires de la société des arts et siences de
Carcassonne »
Amphoren am Col de Bazel
Gar
nicht weit entfernt von Cassaignes, auf dem Col de Bazel, einem Berg, der dem
Pech Cardou vorgelagert ist, befindet sich eine Stelle voller römischer
Amphoren. Dort scheint sich während der gallorömischen Epoche, ein Warenlager
befunden zu haben. Die Fundstelle ist noch nicht erschöpft. Solche
„Amphorenlager“ sind in der Gegend keine Seltenheit. Praktisch im gesamten Tal,
welches die Sals durchfliesst, finden sich die Überreste von antiken Töpfereien
und von Lagerplätzen in einer aufallend grossen Konzentration. Archäologen,
Amateurforscher und Schatzsucher registrierten Amphorenhaufen bei
Rennes-les-Bains, bei Sougraigne und ebenso im oberen Salstal, nahe der
Salsquelle. Das hat seinen besonderen Grund. Und hängt eng mit der
Salzgewinnung zusammen, die von jeher ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in
der Region gewesen ist. Die Römer nutzten das Sals zur Konservierung von
Fleisch, Fisch, Gemüse – und in einem grossen Umfang zur Konservierung von
Austern, wie ganze Berge von uralten Muschelschalen bezeugen., die sich oft in
der unmittelbaren Nähe von Keramikhaufen finden lassen.[1] So
erklärt sich nebenher ein kryptischer Hinweis von Abbé Henri Boudet.[2] Einem
Mann, der als eine Schlüsselfigur innerhalb der Geheimnisse um
Rennes-le-Château gesehen wird. Zu dem Platz, am Col de Bazel gelangt man am
besten auf dem schmalen Weg von Montferrand aus, der nahe am Zugang zu der
legendären Goldmine des Kapitän Boyer vorbeiführt.
[1] Nicht
zu verwechseln, mit einer Anmerkung von Boudets Amtsvorgänger in
Rennes-les-Bains, dem Abbé Delmas, welcher feststellte, dass der Boden in der
alten Römer-Therme mit Austernschalen bedeckt sei
[2] Henri
Boudet,„La Vraie Langue Celtique et le Cromleck de Rennes-les-Bains“,
1886 – S. 132 pp, im Kapitel « …Die Kjoekken – Moeddings von
Dänemark »
Münzschatz von Cassaignes
In
Cassaignes, gegenüber dem Château Blanchefort, entdeckte man 1980, bei der
Suche mit einem Detektor, einen Hort, der aus 300 Goldmünzen bestand. Der
glückliche Schatzfinder deklarierte seinen Fund ordnungsgemäss und löste damit
intensive Untersuchungen durch die Gendarmerie im Bereich der Fundstelle aus,
welche jedoch zu keinen weiteren Ergebnissen führten. Sicherlich rechneten die
Flics nicht wirklich damit, möglicherweise Hinweise zu entdecken, die ihnen bei
der Aufklärung eines Mordes dienlich sein könnten, der sich vor ungefähr 150
Jahren in Coustaussa ereinete. Dem rätselhaften Mord an Abbé Gélis, einem
Amtsbruder und Freund von Béranger Saunière.
Daemonas Double
Offenbar
ist der Kopf am Pfarrhaus von Rennes-les-Bains nicht der einzige Fund dieser
Art gewesen. Denn nur sehr selten ist die Rede von der „Bergung“ einer weiteren
Skulptur. Nicht lange, nachdem Boudet den Kopf Daemonas von seinem alten
Standort entfernt hatte, entdeckten drei britische Geologen, im Jahr 1899, bei
„Pla de la Côte“ ein eventuell noch weitaus bedeutenderes Stück. Eine Skulptur,
mit Inschrift, die von den Briten umgehend in deren Heimat gebracht wurde. Dort
soll sie angeblich einem Museum übergeben worden sein. Heute lässt sich leider
nicht mehr ermitteln, wer die drei Geologen gewesen sind und eben so wenig über
den tatsächlichen Verbleib ihres Fundes. Es existieren nicht einmal Zeichnungen
und nicht der geringste Hinweis auf den Text der Inschrift.
Die Isis von Arqes
Infolge
einer aussergewöhnlichen Hitzewelle, im Sommer des Jahres 1940, litt die
Ortschaft Arques unter Wassermangel. Fieberhaft suchte man nach Möglichkeiten,
um die Menschen mit dem lebensnotwendigen Wasser zu versorgen. Man erinnerte
sich schliesslich an ältere Berichte, über ein in der Nähe befindliches, schier
unerschöpfliches Wasserreservoir, in den Bergen. Dort existierte irgendwo eine
Felsspalte, die den Zugang zu einem unterirdischen See gewährte. Ein riskantes
Unternehmen, wie sich bald herausstellte. Denn der Zugang war eingestürzt und
die Räumung gestaltete sich sehr schwierig. Den örtlichen Feuerwehrmännern kam
ein Turnverein, bestehend aus jungen Männern, aus Quiza, Esperaza und Limoux zu
Hilfe, die Tag und Nacht mit Spitzhacke und Schaufel arbeiteten, bis der Zugang
endlich wieder begehbar war und die Feuerwehrleute ihre starken Pumpen einsetzen
konnten.
Dann
endlich, strömte das ersehnte Nass nach Arques.
Sicherheitshalber
stiegen einige der jungen Männer in den folgenden Tagen nochmals hinauf, zu dem
Schacht, um den Zustand der Wasserversorgung zu kontrollieren. Dabei stellten
sie fest, dass dicht bei der Wasserentnahmestelle, einen frischen
Geländeeinbruch fest, in dem alte Grabstellen zum Vorschein kamen. Neugierig
untersuchten die jungen Leute diese Gräber, in denen sie zahlreiche Gegenstände
fanden. Neben irdenen Schalen, Bronzeobjekten und vereinzelten Münzen,
erweckten mehrere kleine Statuen am meisten ihr Interesse. Die jungen Männer
sammelten alle auffälligen Fundstücke ein und nahmen sie mit. Nicht ein
einziges Stück davon ist heute noch auffindbar.
Ein
gewisses Aufsehen erregten wohl damals lediglich die seltsamen Statuen, von
denen es heisst, dass sie anderen solchen Figuren geähnelt haben sollen, wie
sie auch in ägyptischen Gräbern gefunden worden seien. Einer Darstellung der
Göttin Sechmeth. Das meint jedenfalls der französische Forscher André Douzet,
der sich mit dieser Fundgeschichte beschäftigte. Dabei bleibt allerdings die
Frage offen, wie er zu dem Schluss kam, dass die Statuetten von Arques
entsprechenden Darastellungen der ägyptischen Sechmeth ähnlich sahen – wenn er
niemals eine Figur oder sonst einen Gegenstand aus dem Gesamtfund von Arques zu
sehen bekam. Und sollte er vor Jahren noch das Glück gehabt haben, mit einem
alten Einwohner von Arques über jene Episode zu sprechen, so dürfte man
sicherlich stark daran zweifeln, dass dieser Zeuge sich noch genau genug an das
Aussehen solch einer Statuette erinnerte. Unter den einfachen Landleuten wird
überdies kaum einer in der Lage gewesen sein, Vergleiche mit ägyptischen
Figuren herzustellen.
A.
Douzet zufolge, soll es sich um keltisch-ligurische Gräber gehandelt haben, die
damals zum Vorschein kamen.
http://www.dailymotion.com/video/xftuxh_katharerhoehle-coumo-loungo-bei-arques_sport
Der Schatz von Esperaza
Zu
Beginn des Jahres 1898 machte ein gewisser Mr Paul Liau, den bisher wohl
spektakulärsten Fund, in der Umgebung von Rennes-le-Château. Auf einem Feld,
hinter dem kleinen Bahnhof von Esperaza entdeckte er eine grosse Menge Gold-
und Silbermünzen, aus der Zeit Louis XIII und Louis XV. Frédéric Droulers
scheut sich nicht, diesen Fund mit dem berühmten Pariser Schatzfund in der Rue
Mouffetard, in den fünfziger Jahren zu vergleichen. Doch weder er noch irgend
ein anderer Experte fand bisher eine Erklärung dafür, woher dieser reiche
Münzschatz stammen könnte. Die Ortsgeschichte verzeichnet kein Ereignis, dem
der Schatz zugeordnet werden könnte. Keine volkstümliche Überlieferung bewahrt
die Erinnerung an einen verborgenen Schatz in Esperaza. Andererseits könnten
Schatzsagen, die man sich über Rennes-le-Château erzählt, ursprünglich jenen
Schatz gemeint haben, der bei Esperaza verborgen lag.
Wahrscheinlich
ein Emigrantenschatz, der in grosser Eile von seinem Besitzer einfach in der
Erde vergraben worden ist. Nichts Ungewöhnliches in jener Zeit, als den nach
Spanien fliehenden „Feinden des Volkes“ an allen Wegen revolutionäre Häscher
und noch mehr Banditen auflauerten.
Der Münzschatz von Pébrières
Nicht
zu vergessen, der „Schatz von Pébrières“ – ein weiterer reicher Münzschatz, der
im Gemeindegebiet von Rennes-les-Bains zu verzeichnen war und der über einen
Antiquitätenhändler in Carcassonne zu Geld gemacht worden ist.
Und immer wieder Gelegenheitsfunde
Was
bereits über die überdurchschnittlich hohen Vorkommen von römischen Münzen und
anderen Funden in Rennes-les-Bains gesagt wurde, kann für die gesamte Gegend,
rings um Rennes-le-Château, ganz allgemein Gültigkeit haben. Besonders an den
alten Verbindungswegen stehen die Chancen auf Funde immer noch vergleichsweise
gut. Bekannt dafür ist beispielsweise der Saint-Louis-Pass, als ehemaliger
Verkehrsknotenpunkt. Bei Saint-Louis-et-Parahou wurden bereits die
verschiedensten Funde gemacht. Römische, arabische und spanische Münzen werden
nach wie vor zufällig und natürlich auch bei der Suche mit dem Detektor
gefunden.
Mitte
der 70er Jahre wurde die Entdeckung eines kleinen Schatzes, bestehend aus einer
nicht genauer bezifferten Menge schlecht erhaltener römischer Goldmünzen, in
dem kleinen hameau Soubirous, nahe bei Rennes-le-Château, bekannt. Beinahe
zeitgleich, mit einem anderen Schatzfund, bei Bézu. Dort meldete sich eines
Tages bei der damaligen Bürgermeisterin, Mme Bourrel, ein gewisser Mr Francois
Pibouleau, der beim Umbau eines alten Hauses, eine der Mauern abgerissen hatte.
Zwischen Steinen und Schutt entdeckte er ein Gefäss voller Goldmünzen. Offenbar
von früheren Bewohnern, in Notzeiten im Mauerwerk versteckt.
Gold in der Couleurs-Schlucht
Nicht
in einer der weiter vorn beschriebenen Höhlen, doch zu ihren Füssen, am Grunde
der Couleurschlucht, die sich an der Südflanke von Rennes-le-Château tief in
das Plateau eingräbt, ist ebenfalls ein Schatzfund gemacht worden. Er bestand
wiederum aus Gold, welches wohl noch eingeschmolzen werden sollte. Die
Fundstelle, direkt im Bachlauf, bei den Überresten einer alten Mühle, verdient
auf jeden Fall wegen dieses Fundes Aufmerksamkeit. Denn an einer bestimmten Stelle,
dort, wo das Wasser in seinem Lauf eine Schwelle zu überwinden hat, verbirgt
sich am Grund des Flüsschens eine Öffnung, durch die man nach hinten, unter die
besagte Schwelle, durch einen Gang in eine Grotte gelangt. Der gesamte Hohlraum
steht für gewöhnlich voll Wasser. Ein englisches Team pumpte die kleine Anlage
in den 80er Jahren leer, nachdem der Couleursbach im Sommer umgeleitet worden
war. Die Briten untersuchten den Gang und die Grotte, ohne dass sie
nennenswerte Funde gemacht hätten. Meinten jedoch, dass der Hohlraum
möglicherweise von Menschenhand geschaffen worden sein könnte.
Hier
kommt einem natürlich die alte Sage vom Grab im Busento in den Sinn, in dem
Alarich I, der bekannteste König der Wisigoten, kurz nach der Plünderung Roms,
zusammen mit einem gewaltigen Schatz, bestattet worden sein soll. Der Gedanke
drängt sich ja auch geradezu deshalb auf, weil Alarichs Wisigoten nach dessen
Tode auf beinahe schon direktem Wege hierher, nach Aquitanien, in die damalige
römische Provinz Septimanien, gelangten – und wie es der „Zufall“ so will –
schon bald darauf, oben auf dem Berg, eine ihrer mächtigsten Festungen bauten –
das alte Rhedae, an welches heute nur noch der Name von Rennes-le-Château
erinnert, und ein paar wenige Partien, in den Mauern des uralten Schlosses im
Ort, wie z.B. der immer noch eindrucksvolle Saal.
Wäre
es also möglich, dass die alte Sage vom Grab im Busento in ihrem Kern
vielleicht eine Erinnerung an einen Bestattungsbrauch bewahren könnte, den die
Wisigoten bei bestimmten Gelegenheiten übten?
Die Goldmine des Capitain Boyer
Der
Kapitän soll hier eine der verschollenen Goldminen aus der gallorömischen
Epoche wiedergefunden und ausgebeutet haben, bis er auf mysteriöse Weise ums
Leben kam. Alle seine, die Mine betreffenden Unterlagen und Aufzeichnungen
verschwanden in dunklen Kanälen. So ist es nicht einmal sicher, ob es sich bei
der Mine, die heute seinen Namen trägt, überhaupt um dieselbe Grube handelt,
die von Boyer ausgebeutet wurde. Wir haben daran jedenfalls erhebliche Zweifel.
Ganz einfach vor allen Dingen deshalb, weil es sich bei der Mine, nördlich
gegenüber von Montferrand, ganz offensichtlich nicht um eine ehemalige Goldmine
handelt. Hier ist Eisen abgebaut worden. Doch die Goldmine des Kapitän Boyer
muss sich in der näheren Umgebung jener Eisengrube befunden haben. Dann wäre
natürlich der Gedanke naheliegend, dass Boyers Mine, dieselbe Anlage sein
könnte, welche der Bergbauingenieur César d’Arcons in seinem Bericht als die
Mine von Albedunum erwähnt. Aus dem Bericht, in dem der Ingenieur jene Mine
beschreibt, lässt sich leider nicht entnehmen, wo genau sich diese Mine
befindet. Wegen ihres Namens – Albedunum = Weisser Berg – favorisieren Forscher
von jeher eigentlich nur zwei Orte in, auf die der Name passen würde: Das
mächtige Felsmassiv, auf dem heute nur noch ein paar klägliche Überreste von
der ehemaligen Burg Le Bézu zeugen, oder de auffallende weisse Felssporn, auf
dem einst das Château Blanchefort thronte – ungefähr gegenüber der
angeblichen Boyer-Mine.
Sollten
Albedunum- und Boyer-Mine tatsächlich identisch sein, dann spräche das durchaus
dafür, dass sich der Name Albedunum von dem Blanchefortfelsen herleitete. Und
noch etwas anderes spricht ebenfalls dafür: Die örtliche Überlieferung will
sicher wissen, dass früher einmal eine reiche Goldmine dicht beim Château
Blanchefort existierte. Vermutlich erst in jüngerer Zeit scheint eine Variante
der alten Sage aufgekommen zu sein, in der die Wisigoten einen Teil ihrer
unermesslichen Beute in der Blanchefort-Mine deponiert haben sollen,
als sie in das Land kamen. Später hätten die Templer das alte gotische
Schatzdepot entdeckt und das Gotengold als den Ertrag einer Goldgrube
deklariert. Zu dem Zweck wären extra fremde Bergleute aus Deutschland nach Le
Bézu geholt worden usw.[1] Offenbar
ist die echte, alte Sage auf diese Weise mit dem allgemein verbreiteten
Abenteuerroman über den Millionen-Pfarrer von Rennes-le-Château kompatibel
gemacht worden.
Tatsächlich
existieren mehrere alte Minen nahe bei Blanchefort. Einige führen direkt in den
Burgfelsen, weshalb sie seit langem bekannt sind. Doch da es sich bei keinem
dieser Stollen um eine ehemalige Goldmine handelte, wurde nach derselben seit
Jahrzehnten weitergesucht. Nicht mehr, als eine handvoll Sucher wussten in der
Vergangenheit von einer weiteren, sehr versteckten Mine, am Fusse des Pic du
Pointu, einer markanten Felsnadel, die sich zwischen Blanchefortfelsen und dem
Rocco Negro über die Baumwipfel reckt. Allerdings ist auch das keine Goldmine
gewesen. Hier ist Kupfer abgebaut worden.
Erst
kürzlich, zu Beginn des Jahres 2009, verdichteten sich Hinweise darauf, dass
bei Blanchefort tatsächlich eine sehr alte Goldmine in Betrieb gewesen ist.
[1] Diese
Vorgänge sind gründlich untersucht und die wahrscheinlichen Hintergründe und
Zusammenhänge dargestellt worden, in dem Buch von U. Vits, „Der Muezzin von
Rennes-le-Château“, Ancient Mail Verlag, 2006
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